Hallo ihr Lieben,
herzlich Willkommen zu meinem Beitrag in unserer Blogtour zu
„Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ von Nina Blazon. Wer sich die
anderen Beiträge noch nicht angeschaut hat, findet diese hier:
Ich werde euch heute das Originalmärchen „Die kleine Seejungfrau“ von Hans Christian Andersen etwas näher bringen, welches in Lillesang eine ganz besondere Rolle spielt. Ich persönlich liebe Märchen, habe aber bei meinen Recherchen festgestellt, dass einem doch sehr häufig nur die gekürzten Kinderbuch-Versionen bekannt sind. So hat es mich doch sehr überrascht, dass das Märchen ganze 15 Din A4 Seiten umfasst. Da mir das sehr lang erschien, werde ich euch eine von mir gekürzte Version den Märchens präsentieren. Insbesondere die Dialoge und den letzten Abschnitt, den ich persönlich sehr wichtig finde, werde ich direkt übernehmen. Und ja, auch meine Version ist immer noch recht lang, aber es ist schließlich ein wunderschönes Märchen, und ich hoffe der ein oder andere mag sich dafür die Zeit nehmen.
Wer Lust hat, ist natürlich herzlich eingeladen, das ganze Märchen zu lesen. Ich verlinke euch dafür gerne meine
Quelle. Wem auch mein Text noch zu lang ist, der findet
HIER eine "
kurze" Zusammenfassung.
Und wer sich gleich am Anfang wundert, das „Es war einmal…“ gibt es nur bei den Gebrüdern Grimm.
Die kleine Seejungfrau
Gekürzt nach Hans Christian Andersen
„Weit hinaus im Meer ist das Wasser so blau, wie die Blätter der schönsten Kornblume, und so klar, wie das reinste Glas.“ An der allertiefsten Stelle des Meeres, lag das Schloss des Meerkönigs, der seit vielen Jahren Witwer war. Doch seine alte Mutter führte ihm den Haushalt und kümmerte sich um seine sechs schönen Töchter. „Die Jüngste war die schönste von allen, ihre Hut war so klar und fein wie ein Rosenblatt, ihre Augen so blau wie die tiefste See, aber wie all‘ die andern hatte sie keine Füße, ihr Körper endete in einem Fischschwanz.“ Im Garten des Schlosses hatte jede der Prinzessinnen einen kleinen Fleck im Garten, den sie nach ihren Wünschen gestaltenkonnte, und die Jüngste gestaltete ihren so rund wie die Sonne und bepflanze dieses mit roten Blumen, auf dass diese der Sonne gleichen. Und von den Sachen, die von gestrandeten Schiffen stammen, erwählte sie sich lediglich die Mamorstatue eines Knaben, die sie in ihrem Garten platzierte.
Für sie gab es keine größere Freude als von der Menschenwelt zu hören, und so erzählte ihr die alte Großmutter alles, was sie über Schiffe, Städte, Menschen und Tiere wusste. „Wenn Ihr Euer fünfzehntes Jahr erreicht habt,“ sagte die Großmutter, „dann sollt ihr die Erlaubnis erhalten, aus dem Wasser empor zu tauchen, im Mondschein auf der Klippe zu sitzen und die großen Schiffe, die vorbei segeln, zu sehen, Wälder und Städte werdet Ihr dann erblicken!“. Eine nach der anderen wurden die Schwestern fünfzehn Jahre alt, schwammen an die Oberfläche und hatten hunderterlei zu erzählen, als sie zurückkehrten. Der ersten gefiel es am besten, in der ruhigen See zu liegen und von Ferne die Lichter der Stadt zu beobachten, die zweite liebte den Anblick der untergehenden Sonne. Eine jede hatte zauberhaftes zu berichten, doch schon bald verloren sie die Lust an der Welt über dem Meer und sie wurde ihnen gleichgültig und am schönsten fanden sie es zu Hause. Die jüngste jedoch konnte es kaum erwarten. „Ach, wäre ich doch fünfzehn Jahre alt!“ sagte sie. „ Ich weiß, dass ich die Welt dort oben und die Menschen, die darauf wohnen, recht lieben werde.“
Nun kam der Tag, an dem auch sie endlich fünfzehn Jahre alt wurde. Ihre Großmutter putzte sie heraus und endlich durfte auch sie sich auf den Weg an die Oberfläche machen. Auf den Wellen thronte ein großes Schiff mit drei Masten, an dem viele bunte Laternen angezündet waren. Es ertönte Musik und Gesang und als die Wellen sie zum Kajütenfenster empor hoben, erblickte die einen wunderschönen Prinzen, der dort auf dem Schiff seinen Geburtstag feierte. Doch noch während die kleine Seejungfrau das Treiben durch die kleinen Fenster beobachtete, konnte sie spüren, wie sich die Wellen stärker zu heben begannen, und ein starker Sturm am Horizont aufzog. „ Das große Schiff schaukelte in fliegender Fahrt auf der wilden See, das Wasser erhob sich, gleich großen, schwarzen Bergen, die über die Maste wälzen wollten, aber das Schiff tauchte einem Schwan gleich zwischen den hohen Wogen nieder, und ließ sich wieder auf die aufgetürmten Wasser heben“ Das Schiff konnte dem Sturm nicht standhalten, der Mast brach und das Schiff drohte zu versinken. Die kleine Seejungfrau sah, wie der Prinz in den Tiefen des Meeres zu versinken drohte. „Zuerst war sie ganz vergnügt, denn nun kam er zu ihr hinunter, aber da gedachte sie, dass die Menschen nicht im Wasser leben können, und dass er nicht anders als tot zum Schlosse ihres Vaters hinuntergelangen konnte.“ Seine Arme und Beine begannen bereits zu ermatten, und seine Augen schlossen sich, als sie hinzukam. Sie hielt seinen Kopf über Wasser und ließ sich auf den Wogen treiben. „Die Seejungfrau küsste seine hohe, schöne Stirn und strich sein nasses Haar zurück; es kam ihr vor, als gleiche er dem Mamorbilde unten in ihrem kleinen Garten, sie küsste in wieder, und wünschte, dass er noch leben möchte. Sie brachte den Prinzen in eine kleine Bucht und legte ihn in den feinen Sand in den Sonnenschein. „ Nun läuteten die Glocken in dem großen, weißen Gebäude, und es kamen viele junge Mädchen durch den Garten. Da schwamm die kleine Seejungfrau weiter hinaus, hinter einige hohe Steine, die aus dem Wasser emporragten, legte Seeschaum auf ihr Haar und ihre Brust, sodass niemand ihr kleines Antlitz sehen konnte, und dann passte sie auf, wer zu dem armen Prinzen kommen würde. Es währte nicht lange, bis ein junges Mädchen dorthin kam; sie schien sehr zu erschrecken, aber nur einen Augenblick, dann holte sie mehrere Menschen, und die Seejungfrau sah, dass der Prinz zum Leben zurück kehren, und dass er alle ringsherum anlächelte, aber zu ihr hinaus lächelte er nicht, er wusste ja nicht, dass sie ihn gerettet hatte. Sie fühlte sich sehr betrübt, und als er in das große Gebäude hineingeführt wurde, tauchte sie traurig unter das Wasser und kehrte zum Schlosse ihres Vaters zurück.
Die Prinzessin wurde still und nachdenklich und erzählte ihren Schwestern nicht, was sie an der Oberfläche gesehen hatte. Eines Tages jedoch vertraute sie sich einer ihrer Schwestern an, die es den anderen Schwestern erzählte. Diese wiederum erzählten es ihren nächsten Freundinnen, und eine von ihnen wusste, wer der Prinz war, und wo sein Königsschloss lag. Nun da sie wusste, wo sie wohnte, schwamm sie ein ums andere Mal an die Oberfläche, um den jungen Prinzen zu betrachten, und als sie einmal zwei Fischer belauschte, die wohl von ihm sprachen, war sie froh, ihn gerettet zu haben. „Mehr und mehr fing sie an, die Menschen zu lieben, mehr und mehr wünschte sie, unter ihnen umherwandeln zu können.“
Eines Tages fragte sie ihre Großmutter, ob die Menschen auch sterben müssten, wenn sie nicht ertranken. „Ja,“ sagte die Alte, „sie müssen auch sterben, und ihre Lebenszeit ist sogar noch kürzer, als die unsere. Wir können dreihundert Jahre alt werden, aber wenn wir dann aufhören zu sein, so werden wir in Schaum auf dem Wasser verwandelt. Wir haben keine unsterbliche Seele, die Menschen hingegen haben eine Seele, die ewig lebt und, nachdem der Körper zu Erde geworden ist, steigt sie durch die klare Luft hinauf zu den glänzenden Sternen.“ „Können wir denn gar nichts tun, um eine unsterbliche Seele zu gewinnen?“ „Nein,“ sagte die Alte, „nur wenn ein Mensch dich so lieben würde, dass du ihm mehr als Vater und Mutter wärest; wenn er mit all‘ seinem Denken und all‘ seiner Liebe an Dir hinge, und dem Prediger seine rechte Hand in die Deinige, mit dem Versprechen der Treue hier und in alle Ewigkeit, legen ließe, dann flösse seine Seele in Deinen Körper über, und auch Du erhieltest Anteil an der Glückseligkeit der Menschen. Er gäbe Dir Seele und behielt doch seine eigene. Aber das kann nie geschehen! Was hier im Meer gerade schön ist, Dein Fischschwanz, finden sie dort auf der Erde hässlich, sie verstehen es nun nicht besser, man muss dort zwei plumpe Stützen haben, die sie Beine nennen, um schön zu sein!“
Um die kleine Prinzessin aufzumuntern beschloss die Alte, einen Ball zu veranstalten, und Prinzessin tanzte und sang mit den anderen Meermenschen, und ihre Stimme war die schönste von allen. Doch schon bald gedachte sie wieder dem Prinzen und seiner unsterblichen Seele und beschloss, die Meerhexe, vor der sie sich schon immer gefürchtet hatte, um Rat zu fragen.
Das Haus der Meerhexe stand inmitten eines Waldes aus Polypen, die mit ihren schleimigen Händen nach allem Griffen, was sie erreichen konnten. Es bestand aus den weißen Knochen gestrandeter Menschen. „Ich weiß schon, was Du willst!“ sagte die Meerhexe; „es ist zwar dumm von Dir, doch sollst Du Deinen Willen haben, denn er wird Dich ins Unglück stürzen, meine schöne Prinzessin. Ich werde Dir einen Trank bereiten, mit dem musst Du, bevor die Sonne aufgeht, nach dem Lande schwimmen, Dich dort an das Ufer setzen und ihn trinken, dann schwindet Dein Schweif und schrumpft zu dem, was die Menschen niedliche Beine nennen, ein; aber das tut weh, es ist, als ob ein scharfes Schwert Dich durchdränge. Alle, die Dich sehen, werden sagen, Du seiest das schönste Menschenkind, was sie gesehen haben! Du behältst Deinen schwebenden Gang, keine Tänzerin kann schweben wie Du, aber bei jedem Schritt, den Du machst, ist Dir, als ob Du auf scharfe Messer trätest, als ob Dein Blut fließen müsste. Willst Du alles dies leiden, so werde ich Dir helfen!“
„Ja, das will ich!“ antwortete da die kleine Seejungfrau entschlossen.
„Aber Du mußt mich auch bezahlen!“ sagte die Hexe, „und es ist nicht wenig, was ich verlange. Du hast die schönste Stimme von allen hier auf dem Grunde des Meeres, damit glaubst Du wohl, ihn bezaubern zu können, aber diese Stimme musst Du mir geben. Das Beste, was Du besitzest, will ich für meinen köstlichen Trank haben! Mein eigen Blut muss ich Dir ja darin geben, damit der Trank scharf werde, wie ein zweischneidig Schwert!“
„Aber wenn Du meine Stimme nimmst,« sagte die kleine Seejungfrau, »was bleibt mir dann übrig?“
„Deine schöne Gestalt,“ sagte die Hexe, „Dein schwebender Gang und Deine sprechenden Augen, damit kannst Du schon ein Menschenherz bethören. Nun, hast Du den Mut verloren? – Strecke Deine kleine Zunge hervor, dann schneide ich sie an Zahlungs statt ab, und Du erhältst den kräftigen Trank!“
„Es geschehe!“ sagte die kleine Seejungfrau und die Hexe setzte ihren Kessel auf, um den Zaubertrank zu kochen.
Die Hexe nahm der kleinen Seejungfrau die Zunge und gab ihr den Trank. Diese nahm ihn und schwamm zu des Prinzen Schloss, wo sie sich auf die prächtige Marmortreppe setzte und den Trank zu sich nahm. Der Trank war scharf, und ihr war, als ginge ein Schwert durch ihren zarten Körper, sodass sie in Ohnmacht viel.
Als sie erwachte fühlte sie einen schneidenden Schmerz, aber vor ihr stand der schöne junge Prinz und heftete seine kohlschwarzen Augen auf sie, sodass sie die ihrigen niederschlug. Nackt lag sie vor sich, lediglich eingehüllt in ihr langes Haar.
Der Prinz nahm sie mit in sein Schloss, wo sie gekleidet wurde und die schönste von allen war. Aber als der Prinz sich an dem Gesang der Sklavinnen erfreute wurde sie betrübt, denn sie wusste, dass ihre Stimme weit schöner gewesen war. „Nun tanzten die Sklavinnen niedliche, schwebenden Tänze zur herrlichsten Musik; da erhob die kleine Seejungfrau ihre schönen, weißen Arme, richtete sich auf den Zehenspitzen empor und schwebte tanzend über den Fußboden hin, wie noch keine getanzt hatte; bei jeder Bewegung wurde ihre Schönheit noch sichtbarer, und ihre Augen sprachen tiefer zum Herzen, als der Gesang der Sklavinnen. Jeden Tag wuchs sie dem Prinzen, der sie sein kleines Findelkind nannte, weiter ans Herz, doch sie zur Königin zu machen, kam ihm nicht in den Sinn. „Ja, Du bist mir die liebste,“ sagte der Prinz, „denn Du hast das beste Herz von allen, Du bist mir am meisten ergeben, und Du gleichst einem jungen Mädchen, die ich einmal sah, aber sicher nie wieder finde. Ich war auf einem Schiffe, welches strandete, die Wellen warfen mich bei einem Tempel an das Land, wo mehrere junge Mädchen den Dienste verrichteten; die jüngste dort fand mich am Ufer und rettete mein Leben; ich sah sie nur zweimal; sie wäre die einzige, die ich in dieser Welt lieben könnte, aber Du gleichst ihr, Du verdrängst fast ihr Bild aus meiner Seele, sie gehört dem heiligen Tempel an, und deshalb hat mein gutes Glück Dich mir gesendet, nie wollen wir uns trennen!“
„Aber nun sollte der Prinz sich verheiraten und des Nachbarkönigs schöne Tochter haben.“ So rüstete der Prinz ein Schiff um in das Nachbarland zu reisen. „Ich muss die schöne Prinzessin sehen, meine Eltern verlangen es, aber sie wollen mich nicht zwingen, sie als meine Braut heimzuführen. Ich kann sie nicht lieben, sie gleichet nicht dem schönen Mädchen im Tempel, der Du ähnlich bist; sollte ich einst eine Braut wählen, so würdest Du es eher sein, mein liebes, gutes Findelkind mit den sprechenden Augen.“ Und er küsste sie auf ihren roten Mund, spielte mit ihren schönen, langen Haaren und legt sein Haupt an ihr Herz, sodass dieses von Menschenglück und einer unsterblichen Seele träumte.
Als der Prinz mit seinem Gefolge ins Nachbarland kam, war die Prinzessin noch nicht eingetroffen, denn sie war in einem Tempel erzogen worden, um dort die königlichen Tugenden zu erlernen.
„Die kleine Seejungfrau war begierig, ihre Schönheit zu sehen, und sie musste anerkennen, dass sie eine lieblichere Erscheinung noch nie gesehen habe. Die Haut war fein und klar und hinter den langen, dunklen Augenwimpern lächelten ein paar schwarzblaue, treue Augen.. „Du bist es,“ sagte der Prinz, „Du, die mich gerettet hat, als ich einer Leiche gleich an der Küste lag!“ Und er drückte die errötende Braut in seine Arme. „O, ich bin allzuglücklich!“ sagte er zur kleinen Seejungfrau. „Das Beste, was ich je hoffen durfte, ist mir in Erfüllung gegangen. Du wirst Dich über mein Glück freuen, denn Du meinst es am besten mit mir von ihnen allen!“ Die kleine Seejungfrau küsste seine Hand, und es kam ihr schon vor, als fühle sie ihr Herz brechen.“
Noch am Hochzeitstag bestiegen Braut und Bräutigam das Schiff und alles war Freude und Heiterkeit bis weit über Mitternacht hinaus. Auch die kleine Seejungfrau lachte und tanzte mit Todesgedanken im Herzen. „Der Prinz aber küsste seine schöne Braut, und sie spielte mit seinen schwarzen Haaren, und Arm in Arm gingen sie zur Ruhe in das prächtige Zelt.“
„Es wurde tot und stille auf dem Schiffe, nur der Steuermann stand am Ruder, die kleine Seejungfrau legte ihre weißen Arme auf den Schiffsrand und blickte gegen Osten nach der Morgenröte, der erste Sonnenstrahl, wusste sie, würde sie töten. Da sah sie ihre Schwestern aus dem Meere aufsteigen, sie waren bleich, wie sie; ihre langen, schönen Haare wehten nicht mehr im Winde, sie waren abgeschnitten.
„Wir haben sie der Hexe gegeben, um Dir Hilfe bringen zu können, damit Du diese Nacht nicht sterben musst! Sie hat uns ein Messer gegeben, hier ist es! Siehst Du, wie scharf? Bevor die Sonne aufgeht, musst Du in das Herz des Prinzen stechen, und wenn dann das warme Blut auf Deine Füße spritzt, so wachsen diese in einen Fischschwanz zusammen und Du wirst wieder eine Seejungfrau, kannst zu uns herabsteigen und lebst Deine dreihundert Jahre, bevor Du der tote, salzige Seeschaum wirst. Beeile Dich! Er oder Du musst sterben, bevor die Sonne aufgeht! Unsere alte Großmutter trauert so, dass ihr weißes Haar gefallen ist wie das unsrige, von der Schere der Hexe. Töte den Prinzen und komm' zurück! Beeile Dich, siehst Du den roten Streifen am Himmel? In wenigen Minuten steigt die Sonne auf und dann musst Du sterben!« Und sie stießen einen tiefen Seufzer aus und versanken in die Wogen.
Die kleine Seejungfrau zog den Purpurteppich vom Zelte fort, und sie sah die schöne Braut mit ihrem Haupte an des Prinzen Brust ruhen, und sie bog sich nieder, küsste ihn auf seine schöne Stirn, blickte gen Himmel auf, wo die Morgenröte mehr und mehr leuchtete, betrachtete das scharfe Messer und heftete die Augen wieder auf den Prinzen, der im Traum seine Braut beim Namen nannte; nur sie war in seinen Gedanken, und das Messer zitterte in der Seejungfrau Hand, – aber da warf sie es weit hinaus in die Wogen, die glänzten rot; wo es hinfiel, sah es aus, als keimten Blutstropfen aus dem Wasser auf. Noch einmal sah sie mit halbgebrochenem Blicke auf den Prinzen, stürzte sich vom Schiffe in das Meer hinab und fühlte, wie ihr Körper sich in Schaum auflöste.“
Doch anstatt zu Meerschaum zu werden, stieg die kleine Seejungfrau so leicht wie Luft in den Himmel, wo sie durchsichtige Wesen erblickte. „Zu wem komme ich?“ „Zu den Töchtern der Luft!“ erwiderten die andern. „Die Seejungfrau hat keine unsterbliche Seele, kann sie nie erhalten, wenn sie nicht eines Menschen Liebe gewinnt; von einer fremden Macht hängt ihr ewiges Dasein ab. Die Töchter der Luft haben auch keine ewige Seele, aber sie können durch gute Handlungen sich selbst eine schaffen. Wir fliegen nach den warmen Ländern, wo die schwüle Pestluft den Menschen tötet; dort fächeln wir Kühlung. Wir breiten den Duft der Blumen durch die Luft aus und senden Erquickung und Heilung. Wenn wir dreihundert Jahre lang gestrebt haben, alles Gute, was wir vermögen, zu vollbringen, so erhalten wir eine unsterbliche Seele und nehmen teil an dem ewigen Glücke der Menschen. Du arme, kleine Seejungfrau hast mit ganzem Herzen nach demselben, wie wir gestrebt, Du hast gelitten und geduldet, Dich zur Luftgeisterwelt erhoben, nun kannst Du Dir selbst, durch gute Werke nach drei Jahrhunderten eine unsterbliche Seele schaffen.“
Die kleine Seejungfrau erhob ihre verklärten Arme gegen Gottes Sonne, und zum ersten mal fühlte sie Tränen in ihren Augen. – Auf dem Schiffe war wieder Lärm und Leben, sie sah den Prinzen mit seiner schönen Braut nach ihr suchen; wehmütig starrten sie den perlenden Schaum an, als ob sie wüssten, dass sie sich in die Fluten gestürzt habe. Unsichtbar küsste sie die Stirn der Braut, lächelte ihn an, und stieg mit den übrigen Kindern der Luft auf die rosenrote Wolke hinauf, welche den Äther durchschiffte.
„Nach dreihundert Jahren schweben wir so in das Reich Gottes hinein!“
„Auch können wir noch früher dahin gelangen!“ flüsterte eine Tochter der Luft. „Unsichtbar schweben wir in die Häuser der Menschen hinein, wo Kinder sind, und für jeden Tag, an dem wir ein gutes Kind finden, welches seinen Eltern Freude bereitet und deren Liebe verdient, verkürzt Gott unsere Prüfungszeit. Das Kind weiß nicht, wann wir durch die Stube fliegen, und müssen wir aus Freude über dasselbe lächeln, so wird ein Jahr von den dreihundert abgerechnet, aber sehen wir ein unartiges und böses Kind, so müssen wir Tränen der Trauer vergießen, und jede Träne legt unserer Prüfungszeit einen Tag zu!“
Ich hoffe das Märchen hat euch gefallen, und hier kommen noch die Infos zum Gewinnspiel.
Jeden Tag findet ihr in den Beiträgen ein speziell markiertes Wort. Diese Wörter könnt ihr am Ende der Tour zu einem Lösungssatz zusammensetzen, den ihr dann per Mail an schneefloeckchen89@gmail.com schickt. Bitte schreibt den Lösungssatz nicht in die Kommentare.
Regeln:
1.) Teilnehmer müssen über 18 Jahre alt sein, ansonsten benötige ich eine Einverständniserklärung der Eltern.
2.) Die Adresse wird nur für das Gewinnspiel verwendet und anschließend gelöscht.
3.) Der Gewinner hat 5 Tage Zeit, sich bei mir zu melden, ansonsten verfällt der Gewinn.
4.) Wir versenden nur innerhalb Deutschlands.
4.) Wir übernehmen keine Haftung, falls der Gewinn auf dem Postweg verloren gehen sollte oder beschädigt wird.
5.) Keine Barauszahlung des Gewinns!
6.) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Zu gewinnen gibt es zwei Exemplare von Lillesang :-)
Wer ein Wort verpasst hat findet die anderen Beiträge hier:
22.11 hier bei mir
Liebe Grüße
Eure